ZIMMER AUSTRIA Kufstein weiht Technologiezentrum ein

Digitaldrucktechnik vor Alpenkulisse

(Ausgabe IDtex 2/2016 von Silke Jährling | www.id-tex.eu)

2000 Quadratmeter ist es groß, das Technologiezentrum, das ZIMMER AUSTRIA am Standort Kufstein errichtet hat. Nach nur neun Monaten Bauzeit wurde das neue Gebäude am 5. Juli diesen Jahres offiziell in Betrieb genommen. Zur Auftaktveranstaltung, einem internationalen „Agent Symposium“, begrüßten CEO Tony Naschberger und die Mitarbeiter des Sales-Teams rund 40 Vertriebspartner aus aller Welt. An den darauffolgenden Tagen hatten langjährige Kunden Gelegenheit, sich im Gebäudekomplex umzusehen.

„Akuter Platzmangel“ sei der Auslöser für den Bau des Technologiezentrums mit einer angrenzenden, rund 600 m2 großen Lagerhalle gewesen, sagt Tony Naschberger. Das Platzproblem hat ZIMMER AUSTRIA jetzt gelöst, die Halle auf dem Firmenareal an der Eibergstraße in Kufstein bietet dem Unternehmen viel Raum, um an einem Ort die gesamte Produktpalette im Bereich Digitaldruck darzustellen. Im oberen Stockwerk des Technologiezentrums befinden sich außerdem Seminarräume und ein Labor für die Tintenentwicklung – ein Forschungsfeld, in dem der österreichische Traditionsbetrieb mit DyStar kooperiert. Eine Dachterrasse dient als Pausenbereich für Mitarbeiter und Seminarteilnehmer. 3,5 Millionen Euro hat ZIMMER AUSTRIA insgesamt in das neue Technologiezentrum investiert.

"Potentielle Kunden kommen nach Kufstein"

ZIMMER AUSTRIA mit den beiden Standorten in Klagenfurt und Kufstein ist seit Jahrzehnten ein weltweit führender Hersteller von Maschinen zur Textil- und Teppichveredelung (Digitaldruck, Funktionalisierung, Flach- und Rundschablonendruck, Beschichtung, Dämpfen, Waschen, Trocknen). Der Tiroler Unternehmensbereich hat sich auf die Entwicklung von Digitaldruckmaschinen für die Textil- und Teppichindustrie spezialisiert und ist Systemlieferant für Teppichbeschichtungsanlagen.
 

ZIMMER AUSTRIA - Technologiezentrum Kufstein

Tony-Naschberger

INTERVIEW

Anlässlich der Einweihung des Technologiezentrums, sprach die IDtex mit Tony Naschberger, General Manager, Zimmer Maschinenbau, Digital Printing Systems, Kufstein.

Tony Naschbergers beruflicher Hintergrund ist die Elektronik. Nach seinem Eintritt in das Unternehmen im Jahr 1976 verstärkte er zuerst das Team für digitalen Teppichdruck, wechselte anschließend in den Bereich “R&D” und war mehrere Jahre im Außendienst, Projektmanagement und Verkauf tätig. 2010 wurde er zum Geschäftsführer ernannt.

IDtex: Herr Naschberger, warum hat sich ZIMMER AUSTRIA zum Bau des Technologiezentrums entschlossen?

Naschberger: Hierfür gab es mehrere Gründe. Das Technologiezentrum ist ein multifunktionaler Bau. Zum einen wollen wir dort Eigenentwicklungen durchführen, zum anderen vermehrt Kunden aus der Textil- und Teppichindustrie einladen, um sie von unseren Technologien und Möglichkeiten zu überzeugen. Im Technologiezentrum können wir Produkttests, Schulungen und Seminare durchführen. Unsere Messeaktivitäten werden wir im Gegenzug zurückfahren.

IDtex: An welchen Stellen planen Sie die Reduzierung Ihrer Messeaktivitäten?

Naschberger: Wir werden natürlich nach wie vor auf Messen vertreten sein, aber künftig mit kleineren Ständen. 2017 werden wir 16 Messen bedienen. Die „Techtextil“ ist zum Beispiel sehr wichtig für uns. Maschinen auf Messen auszustellen, wollen wir zurückfahren, weil dies mit immensem Aufwand und hohen Kosten verbunden ist. Man denke nur an die Mitarbeiter, die wir für den Bau einer Messemaschine abstellen, die Kosten für Verschiffung oder Luftfracht und den personellen Aufwand für den Aufbau und Betrieb der Maschine vor Ort. Was wir während der Messe drucken, kann später nicht verwendet werden, sondern muss entsorgt werden. Ärgerlich sind auch Scherereien mit Zollbehörden, wie wir sie zuletzt in Shanghai hatten und Leute, die versuchen, eine Messemaschine zum Dumping-Preis zu kaufen, weil sie wissen, dass der Rücktransport der Maschine für uns wieder viel Aufwand ist.

Wenn man das Messepublikums beurteilt, stellen wir fest, dass die Mehrheit der Besucher keine potentiellen Kunden für Zimmer sind. Nach Kufstein laden wir gezielt echte Interessenten ein, und wir können ihnen hier nicht nur eine Maschine zeigen wie auf einer Messe, sondern unser gesamtes Programm. Wir haben Zeit, gezielt auf ihre speziellen Anwendungen einzugehen und können bei Bedarf alle Fachleute dazu holen. Den Leuten ist in erster Linie wichtig, dass sie sehen, wie ihre eigenen Produkte hergestellt werden, sie wollen keine fertigen Muster. Das Technologiezentrum ist auch eine Art Filter. Wer den Kauf einer Maschine plant, weiß, dass er 500.000 bis drei Millionen Euro investieren muss. Wenn Jemand bei einer solchen  Investition keine Zeit findet, hierher zu kommen, ist er kein echter Interessent. 90 Prozent unserer Maschinen haben wir an Kunden verkauft, die irgendwann in Kufstein waren.

IDtex: Die Kundenbetreuung liegt Ihnen sehr am Herzen …

Naschberger: Ja, wir begleiten den Kunden von Anfang an. Wenn sich jemand für eine unserer Maschinen entscheidet, hat er die Möglichkeit, seine Anwendung hier auszuprobieren. Zuhause muss er dann nicht noch ein halbes Jahr mit der Technik experimentieren. Digitaldruck ist für viele ja noch eine junge Technologie. Zimmer beschäftigt sich aber schon den 1970er-Jahren damit. Der Kunde profitiert also von unseren Erfahrungen.

Wir bieten auch Seminare an, aber mit ganz speziellen Themen, sehr gezielt für die jeweiligen Kundenbereiche. Für das erste Symposium am 7. Juli haben wir Kunden aus der Teppichindustrie eingeladen – alle haben zugesagt. Im Herbst bieten wir ein Symposium zur „Digitalen Funktionalisierung“  für die Chemieindustrie an, das ist ein großes Thema. Die Seminare haben auch die Funktion einer neutralen, nicht-öffentlichen Plattform, wo sich die Teilnehmer treffen und austauschen können.

IDtex: Mit welchem Profil positioniert sich ZIMMER AUSTRIA Kufstein im Markt?

Tony Naschberger und Stuart Kugler (Foto: Jährling)

Naschberger: Chancen sieht ZIMMER AUSTRIA in der Spezialisierung, im Nischenbereich. Wir sind führend im Sondermaschinenbau für schwere Textilien. In diesem Bereich haben wir seit vielen Jahren Know-How aufgebaut. Bei „Floor Coverings“ können wir vom Nadelfilz bis zur hochwertigen Marke alles abdecken. Man kann sagen, je schwerer das Textil ist, desto komplexer die Anlage. Unsere Kunden haben meist eine klare Vorstellung von ihren Produkten, sie kommen  mit den Textilien, die sie herstellen wollen, und wir finden die beste Technologie hierfür. Wir passen die Prozesse auf unterschiedlichste Anwendungen an und vereinen auch unsere vorhandenen CHROMOJET Spritzdüsen und COLARIS Piezokopf Technologie.

Foto: Tony Naschberger und Stuart Kugler ((c) S. Jährling)

ZIMMER AUSTRIA konzentriert sich auf folgende fünf Geschäftsfelder:

  • Textiles“ vom Heimtextil bis hin zu schweren Textilien, sowie Textilien für die Bekleidungsindustrie – dies ist allerdings ein sehr umkämpfter Markt, in dem zurzeit ein Preiskrieg bei den Druckmaschinenpreisen herrscht. Im digitalen Markt wird es eine Trennung geben zwischen sehr günstigen Produkten und Qualitätsprodukten.
  • Floor Coverings“ digitaler Teppichdruck
  • Narrow Fabrics“ digitaler Bänderdruck
  • Digitale Funktionalisierung
  • Specialities“ grafische Anwendungen wie Banner oder textile Displays

IDtex: Wie wichtig ist der deutschsprachige Markt für Sie?

Naschberger: Deutschland, Österreich und die Schweiz sind im hochwertigen Bereich wichtige Märkte für uns. Auch Belgien ist sehr wichtig.

IDtex: Wie viele Mitarbeiter sind in Kufstein beschäftigt?

Naschberger: Wir haben insgesamt rund 160 Mitarbeiter, elf Mitarbeiter arbeiten im Technologiezentrum an den verschiedenen COLARIS- und CHROMOJET-Maschinen.

IDtex: Welche Maschinen zeigen Sie im Technologiezentrum?

Naschberger: Die „COLARIS3“ ist die dritte Generation unserer Hochleistungs-Digitaldruckmaschinen mit bis zu 64 „FUJIFILM Dimatix Starfire“-Druckköpfen mit Tinten-Zirkulationssystem. Es sind drei  Druckkopf-Modelle mit Tropfengrößen zwischen 10 und 250 Picoliter und mit einer standard­mäßigen Auflösung von 400x400 dpi verfügbar. Die COLARIS3 erreicht eine maximale Arbeitsgeschwindigkeit von 1.670 qm/h und ermöglicht Auflösungen bis zu 1600 dpi. Sie ist in Arbeitsbreiten von 1,80 m bis 5,00 m lieferbar. Hinzu kommen Warenabrollung, Dämpfer, Trockner und Software.

Die „COLARIS.INFINITI“ ist sozusagen eine Lösung "von der Stange" zu einem attraktiven Preis. Bei einer Arbeitsbreite von 1,80 m kann sie mit bis zu acht Farben und 32 „SPT 1024GS“ - Druckköpfen ausgestattet sein, mit Tropfengrößen von sieben bis 21 Pikoliter. Die Produktions­geschwindigkeit reicht von 520 qm/h bei 360x360 dpi und einem Pass bis zu 170 qm/h bei 360x1080 dpi mit drei Passes und vier Köpfen pro Farbe.

Außerdem zeigen wir eine CHROMOJET.MULTI für verschiedene Anwendungen im Teppichbereich, sowie einen „CHROMOJET.TABLETOP Drucker, einen kleinen digitalen Labordrucker für die Entwicklung neuer Anwendungen, Prozesse und Rezepturen unter Verwendung der ZIMMER AUSTRIA CHROMOJET-Spritzdüsen-Technologie. Mit ihm können neue Anwendungen für digitale Beschichtung und Druck einfach ent­wickelt werden.

Wie neue Anwendungen für digitale Funktionalisierung und Druck einfach entwickelt werden, demonstrieren wir unseren Kunden ebenfalls im Technologiezentrum.

IDtex: Vielen Dank für das Gespräch!